Kosovo Im Land der Herzen, ein emotionaler Besuch

Der Kosovo und die geflüchteten Kosovaren, Worte die ich als Kind unzählige Male höre durch ein Elternteil, dass als Leitung einer Flüchtlingsunterkunft arbeitete. Ich verstehe die Geschichte nicht, sie ist zu weit weg, zu komplex.

Nun stehen wir vor ihrer Grenze, da kommen mir plötzlich all die Erinnerungen an damalige Gespräche, bewegte Diskussionen und die Hingabe zur Hilfe für die Menschen in Not.

Paul hat mit ganz anderen Gedanken zu tun.
Er fragt sich, was uns erwarten wird?

Wie ist der Kosovo?

Was hat es mit den tausenden Kfor Soldaten auf sich, die im Lande sind?

Die Grenze passiert, fahren wir auf einer top Serpentinenstraße durch satte grüne Berge nach Priština, der Hauptstadt. 

Kurz vor der Ankunft verliert ein reifen Luft. Wir fragen herum und werden zum nächsten Mechaniker gelotst. Der Herr nimmt sich uns sofort an. Nagel raus, Pfropfen rein. Alles für 5 Euro in weniger als fünf Minuten.

Wir sind baff. 

Der Reifen wird bis zum nächsten kompletten Reifenwechsel in Indien halten. 

Priština wie beschreibst du dich?

Du steckst in den Kinderschuhen und bist am wachsen. Eine brandneue Fussgängerzone, versehen mit wenigen alten Elementen, ziert dich. Hier und da warten Läden noch auf Mieter oder Käufer. 

Abends blühst du auf und wirst bevölkert von den feingemachten Einwohnern. Die Schlendermeile verwandelt sich in einen Catwalk. Hier schlägt das Herz der Stadt. Man trifft sich auf Eis, ein Bier oder zum Dinner. 

Wie der Zufall so will, kreuzt eine kosovarische Familie aus Deutschland unseren Weg. Sie mag nicht glauben, dass wir in ihrem Land reisen. Es versetzt sie in staunen.

In perfektem deutsch heißen sie uns herzlich Willkommen und empfehlen die Rugova Schlucht bei Peja zu besuchen. Als sich unsere Wege wieder trennen, hinterlassen sie uns ihre Nummer, für alle Fälle, wie man es gerne sagt.

Ethnologisches Museum

Weiter in Priština besuchen wir das ethnologische Museum. Es zeigt professionell restaurierte Fachwerkhäuser von früher. Einladende dunkle Holzmöbel, traditionell gestaltete Küchenutensilien, handgearbeitete Kleidungsstücke aus Baumwolle, Seide und Filz, dazu filigraner Silberschmuck. Für ein warmes stimmiges Interieur liegen traditionelle Wollteppiche aus, große bequeme Bodenkissen und Tagesdecken in diversen Rottönen.
Ein netter junger Mann führt uns herum und schenkt uns sein ganzes Wissen. Das macht den Besuch zu einem wahren Erlebnis. 

Bärensanatorium

Auf dem Weg durch die Stadt, wirbt man für das Bärensanatorium etwas außerhalb. 

Skeptisch aber doch interessiert machen wir uns auf den Weg dorthin. Uns erwartet ein immenses Areal mitten in der Natur. 

15 Bären, die in miserablen Konditionen gelebt und gelitten haben, bestreiten hier nun ihren würdigen Lebensabend. Für uns drei ist es sehr interessant die Tiere aus direkter nähe beobachten zu können ohne sie zu stören.
Ein fantastisches Projekt der Hilfsorganisation „Four Paws“.

Baden mal anders

Es zieht uns weiter in die Natur, Richtung Westen. 
Auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz stoßen wir auf ein vermeintlich verlassenes, leeres Freibad mit Wasserquelle. Einheimische erzählen ganz stolz, natürlich in ihrem besten deutsch, von den Heilkräften des Solewassers. 

Der Besitzer des anliegenden Restaurants eilt herbei und bietet seinen Rasen als Schlafplatz. Er beschenkt und mit Brot und Obst bevor er sich zurückzieht. Mittlerweile ist es dunkel, die Luft ist schwer und geruchsintensiv durch das Solewasser. 
Am nächsten Morgen staunen wir nicht schlecht als die Becken aufgefüllt sind und hunderte Menschen das Bad bevölkern. Wir parken in erster Reihe, vor uns das Schlammbecken, in dem sich stündlich wechselnd, Mann und Frau suhlen und von Kopf bis Fuss fröhlich einschlammen. 
Der Parkwächter wünscht einen guten Morgen und ernennt uns zu den heutigen Ehrengästen. Wir sind eingeladen. So etwas abgefahrenes haben wir noch nie erlebt. 

Wir befinden uns in einem muslimischen Heilschwimmbad. Eine große Bauplane trennt das männliche vom weiblichen Becken, Kinder hüpfen hin und her, auf der Wiese entspannt man zusammen. Die Eingeschlammten wandern maskiert umher wie am toten Meer in Israel. Es ist zum schreien und wir dürfen dabei sein.

Zum Schluss gibt es hausgemachtes Gulasch und für Paul eine professionelle Massage. Luk freut sich im Wasser zu plantschen und ich geniesse den Schlamm.

Noch Tage später lachen wir über dieses Erlebnis. 

Im wahrsten Sinne des Wortes sind wir in einen andere Kultur eingetaucht.

Doch das soll nicht die einzige Geschichte bleiben, der Kosovo überrascht immer wieder.

Die Schlucht von Rugova

Angekommen in den sogenannten albanischen Alpen grenzt die Schlucht von Rugova an Montenegro und Albanien. Beeindruckend zieht sich die Strasse durch die meterhohen, überhängenden, massiven Felsen. Sie sind zum greifen nahe. Zwischen den bergen sehen wir verlassene Häuserruinen, übrig geblieben vom Krieg, Gedenktafeln der UCK Freiheitskämpfer und ebenso viele neue Hotelbauten. Kleine A-förmige Hütten zieren die berggrünen Hänge. Mittendrin fließt die „Weiße Drin“ und gräbt sich unaufhaltsam bis ins Landesinnere. 

Zum übernachten stellt uns ein freundlicher Hotelbesitzer seine befahrbare Terrasse plus Jacuzzi zu verfügung. 

Er freut sich immer über internationalen Besuch.

 

Den darauffolgenden Tag verbringen wir mit einer Familie aus den Bergen die man spontan kennenlernt. Paul und Luk helfen beim Heu schichten und wir lernen, Flija am offenen Feuer zu backen, eine Art salzigen Schichtpfannkuchen mit Quark. Herzlich umsorgen uns die Großfamilie und lassen uns an ihrem Familienleben teilhaben. 

Wir treffen auf viele Kosovaren, die offen auf uns zu gehen, uns einladen und mit uns sprechen möchten. Gastfreundschaft wird ganz groß geschrieben. Immerfort zeigen sie ihre Dankbarkeit besonders bezüglich der Hilfe von Deutschland. 

Das berührt mich und ich merke jetzt, meine Familie und ich sind irgendwie auch ein Teil dieser Geschichte.

Spürbar ist ein hinreißendes Land mit packenden Momenten mit Menschen die ihren Weg zum Frieden, soweit das möglich ist, wiedergefunden haben. Eine sagenhafte ausgebaute Infrastruktur und Kfor Soldaten die nach getaner Arbeit wohl irgendwann ihren Heimweg antreten werden.

 

Wir sagen vielen Dank Kosovo!

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LIEBE GRÜSSE AUS DER FERNE

LEA und PAUL